Biogene Schadstoffe
Schimmelpilzbelastungen in Wohnhäusern, Holzhäuser und
Massivhäuser sowie auch Fertighäuser sind eines der
häufigsten Umweltprobleme in Innenräumen. Ursachen von
mikrobiellem Wachstum sind neben Baumängeln und unsachgemäß
sanierten Wasserschäden immer häufiger ein ungenügender
Wärmedämmstandard bei Altbausanierungen im Zusammenspiel
mit gleichzeitiger Verringerung des natürlichen Luftwechsels
durch bauliche Veränderungen. Das Thema Schimmelpilz in Innenräumen
ist heute daher so aktuell wie nie zuvor.
Die Bezeichnung "Schimmelpilze" ist eine umgangssprachliche
Bezeichnung und keine wissenschaftlich systematische Einheit.
Mit Schimmelpilzen werden Pilze bezeichnet ohne auffällige
Fruchtkörper welche normalerweise keine Sprosszellen ausbilden.
Die in Innenräumen vorkommenden Pilze gehören bis auf
wenige Ausnahmen zur Klasse der Fungi imperfecti.
Schimmelpilze bilden in Wohnräumen eine zunehmende Allergenquelle.
Nach Studien der New Yorker Mount Sinai School of Medicine reicht
das Spektrum allergischer Reaktionen von Hautreizungen, grippeähnlichen
Beschwerden über schwere Erschöpfungszustände bis
hin zu Schwindel sowie Gedächtnis- und Sprachstörungen.
Einen weiteren Hauptkomplex bilden Atemwegserkrankungen, verbunden
mit Reizhusten und Engegefühl in der Brust bis hin zum allergischen
Asthma.
Als typische Erkrankungen sind zu nennen: Erkrankungen der oberen
und unteren Atemwege, Rhinitis, Sinusitis, Laryngitis, Bronchitis,
Alveolitis; Reizerscheinungen in den Augen und auf der Haut; erhöhte
Infektanfälligkeit, chronischer Erschöpfungszustand
(chronic fatigue syndrome) und Allergien. Es gibt auch Hinweise
darauf, dass es bei einigen immungeschwächten Individuen,
sowie immunsubprämierten Patienten, zu ernsten u.U. auch
tödlichen Erkrankungen kommen kann.
Bestimmte Schimmelpilze, wie zum Beispiel Stachybotrys atra,
Aspergillus spp., Penicillium spp., Trichoderma, Paecilomyces
können Mykotoxine produzieren (Ueno 1983, Hendry und Cole
1993). Diese sind hauptsächlich in den Sporen enthalten und
können durch luftgetragene Sporen zu einer signifikanten
Luftkontaminierung beitragen (Sorenson et al 1987). Einzelne Pilzarten
können mehrere Toxine bilden. Wiederum können einzelne
Toxine unabhängig von mehreren Pilzarten gebildet werden.
In neueren klinisch-epidemiologischen Untersuchungen und Fallbeschreibungen
werden nun auch Zeichen einer inhalationsbedingten Intoxikation
beschrieben.
Der Nachweis von Sporen aus der Raumluft sollte sowohl kultivierend
auf unterschiedliche Nährböden (als Standard in der
Umweltmykologie gelten Malzextrakt und DG 18), als auch über
direktmikroskopische Verfahren mittels aktiver Probenahme erfolgen,
um kultivierbare und nicht kultivierbare Sporen erfassen zu können.2
Zusätzliche Aussagen ergeben sich durch die Bestimmung der
Keimzahl im Hausstaub. Der Nachweis von MVOC über chemische
Analytik oder speziell trainierter Schimmelhunde gibt Hinweise
über versteckten Schimmelpilzbefall, insbesondere auf versteckten
Schimmelpilzbefall. MVOC gehören zu der Gruppe von flüchtigen
Verbindungen, sie sind die Stoffwechselprodukte von Bakterien
und Pilzen mit oft charakteristischem Geruch (erdig, pilzartig,
"feuchter Keller", manchmal etwas süßlich).
Sie treten in der Regel in sehr geringen Konzentrationen in belasteten
Innenräumen auf. Die Bildungsrate und die spezifische Zusammensetzung
ist von dem jeweiligen Nährstoffangebot der verursachenden
Mikroorganismen abhängig.
Der Nachweis von Mykotoxinen im Hausstaub ist bisher auf wenige
Einzelsubstanzen beschränkt und damit noch nicht umfassend
einsetzbar.
Von Senkpiel et al. wurden jahreszeitabhängige Orientierungswerte
zur Bewertung von Schimmelpizen in Innenräumen veröffentlicht.
Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg hat einen Qualitätszirkel
für die analytische Qualitätssicherung bei der Analytik
biogener Innenraumschadstoffe eingerichtet. Hier wird ein umfangreiches
Regelwerk angefangen von der Untersuchungsplanung über die
Beschreibung von Indikatororganismen aus baulicher und medizinischer
Sicht, Probenahmeverfahren bis zur Erstellung von Beurteilungskriterien
erarbeitet. Der Trend geht hierbei dazu, nicht Richtwerte für
die Gesamtzahl der KBE festzulegen, sondern durch die Definition
von Indikatororganismen Hinweise auf ein Schimmelpilzproblem zu
erhalten, was unabhängig von der zur Zeit der Messung festgestellten
Sporenkonzentration als innenraumhygienisches Problem angesehen
wird.
Biozide
Der Einsatz von Bioziden in Innenräumen führen i.d.R.
zu lang anhaltenden Belastungssituationen. Gründe für
den Einsatz sind die Anwendung als Holzschutzmittel, der Mottenschutz
und die Bekämpfung von Insektenbefall. Eine Übersicht
über die Konzentration von Bioziden und weiteren SVOC im
Hausstaub befindet sich in.7, 8
Holzschutzmittel
Insektenbekämpfungsmittel
Mottenschutzmittel
Konservierungsmittel
Holzschutzmittel
Häufigste Vertreter, die jedoch praktisch nur noch in Altlasten
vorkommen, sind Pentachlorphenol (PCP) und Lindan. PCP wurde als
Fungizid bis in die 80er Jahre eingesetzt wurde in Deutschland 1989
verboten. Lindan wurde als Insektizid in Holzschutzmitteln und Insektenbekämpfungsmitteln
wie Holzwurmtod eingesetzt. Der Einsatz dieser Mittel führte
zum Holzschutzmittelsyndrom und einem der längsten Gerichtsprozesse,
dem Holzschutzmittelprozess.9 In den 80er Jahren wurde insbesondere
PCP durch eine Vielzahl andere Wirkstoffe wie das Dichlofluanid,
Tolylfluanid, Furmecyclox, Chlorthalonil oder die Triazole Terbucunazol
und Propiconazol ersetzt.10 In den 90er Jahren setzt sich die Erkenntnis
durch, das in Wohnräumen keine Holzschutzmittel eingesetzt
werden sollten. Das BgVV begründet dies mit der Vermeidung
jeder unnötiger Belastung der Bevölkerung mit biologisch
wirksamen Chemikalien. Großflächiges Ausbringen von Holzschutzmitteln
in Innenräumen ist laut BgVV als unsachgemäße Anwendung
von Holzschutzmitteln einzustufen, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen
des Anwenders und seiner Mittel führen kann.
Ein Problem insbesondere in den neuen Bundesländern und
ehemalig von den amerikanischen Streitkräften genutzten Gebäuden
ist der Einsatz von DDT zum Holzschutz in Dachstühlen. Während
der Einsatz von DDT in den alten Bundesländern 1972 verboten
wurde, ist in den neuen Bundesländern bis Ende der 80 er
Jahren mit einer Anwendung zu rechnen. Insbesondere in Leichtbauten
wie Pavillons ist bis die frühen 70er Jahre mit Chlornaphthalinen
als Holzschutzmittel zu rechen, die häufig für einen
muffigen Geruch verantwortlich sind.
Obwohl Hexachlorbenzol häufig in der Literatur als Holzschutzmittel
beschrieben wurde, ist es in Innenräumen praktisch nicht
nachzuweisen. Häufig nachgewiesne Blutbelastungen dürften
daher eher auf seinen Einsatz als Pflanzenschutzmittel, insbesondere
als Saatbeizmittel zurückzuführen sein.
Insektenbekämpfungsmittel
Bei den Insektiziden ist zu unterscheiden zwischen den alten chlororganischen
Wirkstoffen die mittlerweile nur noch ein Altlastenproblem sind.
Probleme mit dem Einsatz von DDT, Methoxychlor oder Dieldrin sind
insbesondere aus von den amerikanischen Streitkräften genutzten
Gebäuden bekannt. Darüber hinaus können Importartikel
aus dritter Welt wie Teppiche etc. mit diesen Mitteln kontaminiert
sein.
Aktuelle Wirkstoffe sind die in den 80er Jahren als "natürliche"
Wirkstoffe eingeführten Pyrethrine und Pyrethroide. Während
Pyrethrine wie das Pyrethrum, ein natürlicher Wirkstoff,
der aus Chrysanthemenblüten extrahiert wird, im Innenraum
einem rel. schnellen Abbau unterliegt, führt der Einsatz
der synthetischen Pyrethroiden wie dem Permethrin oder dem Deltamethrin
zu lang anhaltenden Belastungen in Innenräumen.12 Als Wirkungsverstärker
für Pyrethroide wird bei insektenbekämpfenden Mitteln
in der Regel Piperonylbutoxid eingesetzt, da es deren Abbau im
Körper hemmt.
Weitere aktuelle eingesetzte Wirkstoffe sind Propoxur als Insektizid
mit Fraß und Kontaktgiftwirkung, in Sprays und in Köderdosen,
Phosphorverbindungen wie Phoxim, Chlorpyrifos oder Dichlorvos.13,
14 Der Einsatz solcher Organophosphate wird beispielsweise mit
dem Auftreten von neuropsychologischen Verhaltensschäden
in Zusammenhang gebracht.
Mottenschutzmittel
Seit den 80er Jahren wird insbesondere Permethrin als Mottenschutzmittel
für textile Bodenbeläge aus Wolle verwendet. Während
die Teppichindustrie davon ausgeht, das das Permethrin an den
Teppichboden festgebunden ist, treten im Hausstaub von Gebäuden
in denen solche Böden verlegt sind deutlich erhöhte
Gehalte auf, die insbesondere für Kleinkinder problematisch
sein können.
Eulan WA neu wurde bis 1988 als Mottenschutzmittel von der Firma
Bayer AG produziert. Als Anlass für die Produktionseinstellung
wurden "firmeninterne Gründe" genannt. Als Vorprodukte,
technische Verunreinigungen und Abbauprodukte treten daneben Polychloro-2-aminodiphenylether
(PCAD) auf. diese Substanzen besitzen dioxinähnliche Struktur
Diese gelten ähnlich dem PCP als produktionstechnisch verunreinigt
mit polychlorierten Dioxinen und Furanen (PCDD/F).
Konservierungsmittel
Mit dem immer weiter verbreiteten Einsatz von Farben und Klebestoffen
auf wässriger Basis wird deren Konservierung immer wichtiger.
Häufig werden hierzu Isothiazolone eingesetzt. Darüber
hinaus finden Sie Einsatz in Befeuchtern (Klimaanlagen). Es wird
allergenisierend und sensibilisierend. Nach dem Einsatz von mit
Isothiazolonen konservierten Farben wurden in Innenräumen
deutlich erhöhte Konzentrationen in Raumluft und Hausstaub
nachgewiesen.
PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe)
Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe sind eine Gruppe von
mehreren hundert Einzelverbindungen, die bei Erhitzungs- oder Verbrennungsprozessen
unter Sauerstoffmangel (Pyrolyse) und sind daher z.B. in großen
Mengen in Ruß enthalten. Sie sind daher Bestandteil der Emissionen
vieler industrieller Prozesse und des Kfz-Verkehrs und sind in der
Umwelt ubiquitär verbreitet. Innenraumhygienisch relevant sind
PAK vor allem durch den Einsatz von Steinkohlenteer als Parkettkleber
bis Ende der 60er Jahre. Bekannt wurde das Problem durch die Wohnungen
der ehemaligen Alliierten (Housings), ist aber nicht auf diese beschränkt.
Eine Übersicht über die im Hausstaub zu erwartenden Konzentrationen
befindet sich in.17 Weitere Quellen sind Teeranstriche18 und der
Einsatz von Teerölen als Holzschutzmittel (Carbolineum), der
verbietet die Teerölverbotsverordnung von 1991. Eine Besonderheit
ist das Naphthalin, das früher als Motten-schutzmittel eingesetzt
wurde. Wegen seines muffigen Geruchs und seiner krebserregenden
Eigenschaften wird es seit Jahren nicht mehr verwendet.
Zahlreiche Vertreter der PAK sind als krebserzeugend (K2) eingestuft.
Für die Aromatengemische des Steinkohlenteers und der Steinkohlenteeröle
ist die krebserzeugende Wirkung beim Menschen epidemiologisch
nachgewiesen. Deshalb wurden sie als beim Menschen eindeutig krebserzeugend
eingestuft (K1).
Flammschutzmittel/ Weichmacher
Phosphorsäureester
Phthalate
Phthalsäureanhydrid
Phosphorsäureester
Während anorganische Flammschutzmittel festgebunden im Material
vorliegen, kann der Einsatz von organischen Flammschutzmitteln
zu erheblichen Kontaminationen von Innenräumen über
die Raumluft und den Hausstaub führen. Beispiele sind das
Tris(2-chlorethyl)phosphat (TCEP) und das Tris(monochlorpropyl)phosphat
(TCPP). Sie finden Einsatz in PU-Schäumen, Farbanstrichen
und Tapeten. Neben den beschriebenen Reizwirkungen ist diese insbesondere
problematisch weil TCEP mittlerweile in Deutschland als krebserregend
(K2) eingestuft ist.
Ein weiterer Phosphorsäureester der in Innenräumen
von Relevanz ist, ist das Tris(2-butoxyethyl)phosphat (TBEP),
das in rutschhemmenden Fußbodenpflegemitteln eingesetzt
wird. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass chlorierte Organophosphonate
in Innenräumen ebenfalls eine relevante Rolle spielen können.
Phthalate
Phthalate werden als Weichmacher in Kunststoffen, insbesondere
in Weich-PVC, in großen Mengen seit über 40 Jahren
verwendet. Weltweit werden jährlich mehrere Millionen Tonnen
Phthalate produziert. Weitere Verwendung finden Phthalate in Lacken,
Klebstoffen, in der Kosmetikindustrie sowie im medizinischen Bereich.
Aufgrund des weiten Anwendungsgebiet sind sie mittlerweile in
allen Wohnräumen nachweisbar (Hausstaub und Raumluft). Hauptquellen
für Innenraumluftbelastungen dürften in der Regel PVC-Fußbodenbeläge
und 'Vinylschaumtapeten' sein. Gesundheitliche Auswirkungen werden
seit Jahren diskutiert. Verdachtsmomente bestehen für zentralnervöse
Effekte, Störungen des Immunsystems und Fortpflanzungsstörungen.
Weiterhin gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Phthalate hormonähnliche
Wirkungen im Körper verursachen. DEHP ist von der amerikanischen
Umweltbehörde EPA als wahrscheinlich beim Menschen krebserzeugend
eingestuft (Gruppe B2). Eine Übersicht findet sich in.
Phthalsäureanhydrid
Phthalsäureanhydrid. gehört zu den technisch wichtigsten
aromatischen Verbindungen, z.B. bei der Synthese von Alkydharzen,
ungesättigten Polyesterharzen, Lacken, Kunststoffen oder
Phthalat-Weichmachern. Bei höheren Konzentrationen zeigt
es Reizwirkung auf Augen, Haut und Schleimhäute wobei die
Gefahr der Sensibilisierung besteht, weshalb es zu den relevanten
Innenraumallergenen gehört.
Polychlorierte Biphenyle (PCB)
PCB befinden sich aktuell wieder in der Diskussion. Sie wurden
in Innenräumen insbesondere durch Fugendichtmassen, Lacke,
Farben und Kondensatoren, eingebracht. Verdächtig sind insbesondere
öffentlichen Bauten der 60er und 70er Jahre. Es konnten jedoch
wenn auch relevante Konzentrationen an PCB bei Wohngebäuden
in Plattenbauweise festgestellt werden (alte Bundesländer).
Die Stoffgruppe der PCB besteht aus 209 unterschiedlichen Substanzen
(Kongeneren), wobei in der Praxis technische Gemische unterschiedlichster
PCB eingesetzt werden. Die Toxizität der einzelnen Kongenere
kann in Abhängigkeit von ihrem Chlorierungsgrad und damit
ihrer Flüchtigkeit und Ihrer Struktur erheblich differenzieren.
Die schwerer flüchtigen PCB werden hauptsächlich über
die Nahrung aufgenommen und reichern sich im Fettgewebe an. Ihre
biologischen Halbwertszeiten liegen bei bis zu 28 Jahren. Höher
chloriere PCB sind eher für die systemischen Effekte (Nervensystem,
Immunsystem) verantwortlich.
Für Innenraumbelastungen relevanter sind die leichter flüchtigen
PCB. So ist bei den leichter abbaubaren flüchtigeren PCB
zwar mit geringerer Anreicherung im Körper aber möglicherweise
mit verstärktem Auftreten von gentoxischen Metaboliten zu
rechnen. Es gibt Hinweise darauf, dass die flüchtigeren PCB
toxischer als die weniger flüchtigen wirken. Ein besonderes
Problem sind die sog. planaren PCB, die in unterschiedlichen Mengen
in allen PCB-Gemischen vorkommen. Sie sind von der toxischen Wirkung
her mit Dioxinen vergleichbar.
Seit der PCB-Verbotsverordnung (1989) ist in Deutschland das
Inverkehrbringen von Polychlorierten Biphenylen sowie von Zubereitungen
mit einem Gehalt von mehr als 50 mg/kg PCB verboten. Eine aktuelle
Übersicht über die PCB-Problematik findet sich in der
Broschüre PCB: Begrenzter Nutzen - grenzenloser Schaden24
sowie dem Buch PCB-Belastung in Gebäuden.
Organozinnverbindungen
In den letzten Jahren gerieten zunehmend zinnorganische Verbindungen,
insbesondere das Tributylzinn (TBT), in das Bewusstsein der Wissenschaft
und in die öffentliche Diskussion. Sie wurden in Sportkleidung,
Babywindeln und Badeartikeln, Sportschuhen, PVC-Fußböden,
Kindergummistiefeln oder Barbiepuppen nachgewiesen. Eine besondere
Rolle als Quellen zinnorganischer Verbindungen in Innenräumen
spielen großflächig behandelte Einrichtungsgegenstände
bzw. ausgelegte Produkte, weshalb PVC-Fußböden eine
besondere Relevanz zukommen dürfte. In PVC-Artikeln dienen
zinnorganischen Substanzen als Stabilisatoren und werden während
des Fertigungsprozesses zugegeben. Andere Quellen sind der direkte
Eintrag durch früher übliche, TBT-haltige Desinfektions-
und Material- bzw. Holzschutzmittel. Der Einsatz in diesem Bereich
geht stark zurück, es ist jedoch in betroffenen Gebäuden
weiterhin mit einem diffusen, aber anhaltenden Eintrag der betreffenden
Substanzen zu rechnen. In tierexperimentellen Kurz- und Langzeit-Untersuchungen
sind verschiedene Wirkungen von TBT-Verbindungen beschrieben worden.
Diese betreffen die Leber, das hämatologische und das endokrine
System. Die Ursache der in einer Kanzerogenitätsstudie aufgetretenen
veränderten Tumorinzidenzen (z.B. der Hypophyse) wird in
einer Beeinflussung endokriner und immunologischer Funktionen
gesehen. Die Wirkungen auf das Immunsystem werden derzeit als
die sensitivsten Parameter der Toxizität bei der Ratte angesehen.
Für DBT-Verbindungen geht das BgVV von einer ähnlichen
immuntoxischen Wirkpotenz aus.26 Während die Hersteller davon
ausgehen, dass die als Stabilisatoren eingebauten Organozinnverbindungen
ausreichend fest in die Matrix des Kunststoffes eingebunden sind
konnten in Hausstaubwohnungen relevante Hausstaubkonzentrationen
mit Organozinnverbindungen festgestellt werden.
Isocyanate
Die hochtoxischen Isocyanate sind Ausgangsprodukte der im Bau-
Wohn- und Heimwerkerbereich zunehmend verwendeten Polyurethane.
Sie finden Einsatz beispielsweise in Form von Schaumstoffen, Ortsschäumen,
Teppichbodenbeschichtungen, Spanplatten und Lacken. Sie gelten
aufgrund ihrer sensibilisierenden Wirkung im beruflichen Bereich
als Hauptauslöser des berufsbedingten Asthmas. Raumluftuntersuchungen
zeigen jedoch, dass aufgrund der hohen Reaktivität, keine
langfristigen isocyanatspeziischen Belastungen im Wohnbereich
zu erkennen sind. Als bedenklich angesehen muss jedoch die Zeit
der und kurz nach der Anwendung, insbesondere bei Zwei-Komponenten-Systemen
wie Ortschäumen, Reaktionslacken und -Klebstoffen.
Flüchtige organische Verbindungen
In der Innenraumluft lassen sich weit über hundert flüchtige
organische Verbindungen (VOC) nachweisen, die aus verschiedenen
Quellen in die Raumluft emittiert werden. Da sich die Zusammensetzung
vieler in Innenräumen eingesetzter Produkte im Laufe der
Zeit ändert, ist davon auszugehen, dass sich auch die Zusammensetzung
des in der Innenraumluft beobachteten VOC-Gemisches über
Jahre hinweg ändert. Ursache hierfür sind z.B. ein geändertes
Konsumverhalten der Bewohner, beispielsweise beim Möbelkauf
oder bei der Auswahl von Anstrichstoffen, und die Substitution
von Verbindungen mit nachgewiesener und vermuteter toxikologischer
Relevanz. Über Prüfkammeruntersuchungen können
die Emissionen von Möbel zur Vergabe von Umweltzeichen geprüft
werden.29 Die Konzentrationsverteilungen von VOC in der Innenraumluft
wurden mittlerweile in einigen Studien30, 31, 32 beschrieben,
wobei der Umwelt-Survey aus den Jahren 1985/86 aufgrund veränderter
Produkte nicht mehr dem heutigen Stand entsprechen dürfte.
Eine ausführliche Übersicht zu Innenraumbelastungen
durch Lösemittel gibt.
Kohlenwasserstoffe
Terpene
Höhere Aldehyde
Halogenierte Kohlenwasserstoffe
Alkohole
Ester (monofunktionell) und Ketone
Ester und Ether mehrwertiger Alkohole (Glykolverbindungen)
Siloxane
Phenole/ Kresole
Acrylate
Kohlenwasserstoffe
Kohlenwasserstoffe sind Bestandteile des Erdöls und gelangen
als Lösemittel (Testbenzin etc.) oder als Bestandteile von
Heizöl und Kraftstoffen in Innenräume. Innerhalb der
Kohlenwasserstoffe kann man drei Gruppen unterscheiden: die gesättigten,
die ungesättigten und die aromatischen Kohlenwasserstoffe.34
Problematisch sind insbesondere die aromatischen Verbindungen,
insbesondere das als krebserregend eingestufte Benzol, das aber
mittlerweile nur noch über KFZ-Abgase beispielsweise aus
integrierten Garagen in die Innenräume gelangt.35 Die ungesättigten
Verbindungen wie das trimere Isobuten oder das 4-Phenylcyclohexen
sind hauptsächlich Verunreinigungen bei der Herstellung von
Polymeren (z.B. Syntheselatex) und sind insbesondere im Zusammenhang
mit Geruchsproblemen relevant.
Terpene
Terpene gehören ebenfalls zu den ungesättigten Kohlenwasserstoffen.
Aufgrund ihrer natürlichen Herkunft werden Sie jedoch von
diesen unterschieden. Sie sind Bestandteile etherischer Öle
und in der Regel geruchsintensiv. In Innenräumen gelangen
sie als Lösemittel für Naturfarben oder als Ausdunstungen
aus frischem Holz. Problematisch ist insbesondere das ?³-Caren
das in Nadelholz enthalten ist, sensibilisierend, daher i.d.R.
in Naturfarben nicht mehr enthalten. Pinene stammen aus frischem
Nadelholz, und sind Hauptbestandteil von Terpentinölen. Limonen
ist hauptsächlich in den Schalen von Zitrusfrüchten
enthalten und wird als Lösemittel in Naturfarben und Zitrus-Duft
in Reinigungsmitteln und Kosmetika eingesetzt.
Höhere Aldehyde
Aufgrund ihrer relativ niedrigen Geruchsschwelle besitzen Aldehyde
eine erhebliche Bedeutung für die Qualität der Innenraumluft.
Eine übersicht über die zu erwartenden Konzentrationen
in der Raumluft gibt.38 Insbesondere n-Hexanal stellt eine Leitkomponente
dar, wenn die Geruchsbelästigungen mit Aldehyden in Verbindung
gebracht werden können. Im Vergleich zu anderen Aldehyden
wie Furfural (K3B) und Benzaldehyd weisen die höhere aliphatische
Aldehyde eine vergleichsweise geringe Toxizität auf.39 Quellen
sind einerseits Materialien aus Holz und zellulosischem Material
wie Paneele, Laminat, Fertigparkett oder OSB-Platten, bei denen
die Aldehyde produktionsbedingt aus Restbeständen von Harzen
entstehen. Hierbei treten in geringeren Konzentrationen auch ungesättigten
Aldehyde und Ketone auf, die teilweise extrem niedrige Geruchsschwellen
besitzen - z.B. 1-Nonen-3-on = 0,02 µg/m³ - und somit
bereits in Spuren einen deutlichen Beitrag zu der Geruchsbelastung
liefern. Weitere Quellen sind Produkte auf Basis von Leinöl,
das beispielsweise als Bindemittel in Naturfarben und zur Herstellung
von Linoleum eingesetzt wird. Ausreichend ausgereifte Produkte
sind jedoch unproblematisch.
Neben diesen Beispielen der Freisetzung von Aldehyden aus nachwachsenden
Rohstoffen können auch synthetische Materialien als Ursache
hierfür verantwortlich gemacht werden. So konnten Phthalate,
die als Weichmacher-Bestandteil von PVC-Bodenbelägen sind
auf zu feuchten Estrichen hydrolisiert und allmählich in
die entsprechenden Aldehyde (Ethylhexanal) oxidiert werden. Auch
Low Density Polyethylen (LDPE) kann unter ungünstigen Umständen
im Kontakt mit Metallen als Katalysator durch radikalische Zersetzung
in olefinische Bruchstücke und anschließende Oxidation
in die entsprechenden Aldehyde eine unerwartete Geruchsproblematik
verursachen.
Halogenierte Kohlenwasserstoffe
Der Eintrag halogenierte Kohlenwasserstoffe in die Innenraumluft
hat in den letzten Jahren erheblich nachgelassen. Für Pflegemittel,
Klebstoffe und Fleckenwasser gaben die auf diesen Gebieten tätigen
Industrieverbände Verzichtserklärungen ab. Im industriellen
Bereich werden sie als Entfettungsmittel verwendet. Haupteintrag
chlorierter Kohlenwasserstoffe, insbesondere von Tetrachlorethen,
ist die Anwendung in chemischen Reinigungen einerseits durch gereinigte
Textilien und andererseits im Umfeld von Chemischen Reinigungen
- auch wenn auch wenn diese seit Einführung eines Grenzwertes
durch die 2. Bundesimmissionsschutzverordnung erheblich gesunken
ist.40 Da bei einer Reihe von halogenierten Lösungsmitteln
krebserzeugendes Potential besteht (Chloroform [K4], Trichlorethen
[K1], Tetrachlorethen [3B])41, sollte die Belastung dieser Substanzen
in Innenräumen so gering wie möglich gehalten werden.
Alkohole
Zu den bekanntesten Alkoholen zählt Ethanol, das durch Gärungsprozesse
entsteht und in großen Mengen in alkoholischen Getränken
enthalten ist. Das Vorkommen von iso-Propanol und Ethanol ist
hauptsächlich auf deren Einsatz in Reinigungsmitteln, Raumluftsprays
und Kosmetika zurückzuführen. Höhere Alkohole werden
als Lösungsmittel für Lacke, Farben, Harze, Polituren,
Extraktions- und Reinigungsmittel sowie für die Kunststoffherstellung,
in Parfümen und Aromastoffen verwendet.
Erhöhte Konzentrationen des Alkohols 2-Ethyl-1-hexanol korrelieren
in der Regel mit vorliegenden, häufig versteckten Feuchtschäden
und Geruchsproblemen, wobei in großem Umfang als Weichmacher
eingesetzte DEHP unter alkalischen Bedingungen (z.B. auf einem
Estrich) hydrolisiert (zersetzt) wird. Die gleiche Beobachtung
gilt für den Alkohol n-Butanol, der unter diesen Bedingungen
aus dem Weichmacher Dibutylphthalat (DBP) entsteht.
Ester (monofunktionell) und Ketone
Ester sind häufig angenehm fruchtig riechende Stoffe mit
guten Lösungsmitteleigenschaften. Ihre Geruchsschwelle ist
individuell stark unterschiedlich und wird beispielsweise für
Ethylacetat als Einzelstoff mit 200 - 665000 µg/m³
angegeben. Ester werden als Extraktionsmittel, als Lösungsmittel
in Klebern, Farben und Lacken verwendet. Ketone wie Aceton oder
Methylisobutylketon sind klare leichtflüchtige Lösemittel
mit charakteristischem Geruch.
Ketone wie Aceton, Cyclohexanon oder Methylisobutylketon sind
leichtflüchtige Lösemittel mit charakteristischem Geruch.
Ester und Ether mehrwertiger Alkohole (Glykolverbindungen)
Ester und Ether mehrwertiger Alkohole (EEMAS) werden vor allem
in lösemittelarmen Systemen ("Wasserlacke", Dispersionsfarben,
Dispersionskleber) verwendet, um den Gehalt leichtflüchtiger
Lösemittelbestandteilen aus Arbeitsschutzgründen zu
vermindern. Insofern steigt deren Gehalt der Innenraumluft in
den letzten Jahren stark angestiegen. Eine Übersicht über
die Konzentrationsverteilung in Innenräumen befindet sich
in.43 Bei der Analytik ist zu beachten, dass bei der konventionellen
VOC-Analytik (Aktivkohle, Elution mit CS2) deutliche Minderbefunde
auftreten.
Wichtig für ihre Bewertung als potentielle raumluftbelastende
Faktoren ist ihre deutlich geringere Flüchtigkeit im Vergleich
zu den "klassischen" Lösemittelkomponenten aufgrund
der höheren Siedepunkte (zwischen 125°C und 290°C).
Dadurch erreichen diese Chemikalien zwar während und unmittelbar
nach der Verarbeitung entsprechender Produkte bei weitem nicht
so hohe Raumluftkonzentrationen wie die leichtflüchtigen
Lösemittel, andererseits gasen sie über sehr lange Zeiträume
aus.
Aus toxikologischer Sicht ist zum Teil recht wenig über
Glykolester und -ether im Niedrig-Dosis Bereich bekannt, wobei
insgesamt die Ethylenglykolether als deutlich kritischer einzustufen
sind als die Propylenglykolether. In Zusammenhang mit Geruchsproblemen
tritt häufig das 2-Phenoxyethanol auf.
Siloxane
Siloxane treten immer häufiger bei Analysen der Innenraumluft
auf. Quellen sind insbesondere Möbellacke, in denen sie als
Additive zur Verminderung der Oberflächenspannung, der Verbesserung
des Verlaufes oder der Erhöhung der Kratzfestigkeit zugesetzt
werden, Siliconprodukte beispielsweise zur Hydrophobierung von
Baustoffen, Fugendichtmassen und Produkte des persönlichen
Bedarfes. So enthalten Deoroller bis zu 60 Gewichtsprozent an
Siloxanen. Daten zur toxikologischen Bewertung dieser Substanzen
in der Innenraumluft liegen bisher nicht vor.
Phenole/ Kresole
Aufgrund ihrer recht hohen Siedepunkte um 200°C gehören
die Phenole und Kresole eher zu den Hochsiedern. Dies hat zu Folge,
dass sie über längere Zeiträume hinweg aus in Innenräumen
eingesetzten Materialien ausgasen können. Sie sind in großen
Mengen in Teerölen enthalten, die durch Erhitzen von Steinkohle,
Braunkohle oder Holz unter Luftausschluss erzeugt werden. Der
charakteristische und unangenehme Geruch vieler Phenole und Kresole
ist stark durchdringend. Aufgrund ihrer sehr niedrigen Geruchsschwellenwerte
(Kresole: 4µg/m³; Phenol: 200µg/m³) kann
dies zu einer langandauernden Geruchsbelästigung führen.
Phenole (K3B) und Kresole (K3A) gelten laut als möglicherweise
krebserzeugend.
Viele Phenole und Kresole wirken stark fungizid und bakterizid
und werden daher als Wirkstoffe in Desinfektionsmitteln und zur
Konservierung von Leim, Klebstoffen und Tinten eingesetzt. Die
biozide Wirkung der Phenole und Kresole macht Teeröle zu
sehr wirksamen Holzschutzmitteln ("Carbolineum"). Neben
dem Einsatz als Desinfektions- und Reinigungsmittel in der ehemaligen
DDR, der bis heute zu erheblichen Geruchsbelästigungen führt,
sind Produkten aus Phenolharzen oder andere Phenolverbindungen
enthalten. In Untersuchungen konnten vor allem Phenolharzgebundene
Spanplatten, Bodenbelagskleber auf der Basis von Sulfithablauge,
Ausgleichsmassen auf Phenolharzbasis, Steinholzestrich, Mineral-
und Glaswolle, PVC-Bodenbeläge, Kassettendecken und Polstermaterialien
konnten als Phenolquellen identifiziert werden. Weiter relevante
Quellen können elektronische Gebrauchsgegenstände wie
z.B. Computer, Fernseh- oder Rundfunkgeräte sein, da die
Leiterplatten mancher Geräte aus phenolharzgetränktem
Papier (Pertinax) hergestellt sind und beim Erwärmen Phenol
und in geringerem Umfang Kresole abgeben.
Acrylate
Die Produktion von Alkylacrylsäureester hat in den vergangenen
Jahren stark zugenommen. Vereinzelt sind Alkylacrylsäureester
lassen sich leicht polymerisieren und bieten daher gute Voraussetzungen
für die großtechnische Anwendung bzw. Verarbeitung
in den verschiedensten Bereichen. Während bei Acryllacken,
mit "Blauer Engel Auszeichnung" keine Acrylatausgasung
festzustellen ist, können bei 2-Komponentensysthemen Probleme
auftreten. Die meisten dieser Acrylate sind als Monomere giftig
und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.
Formaldehyd
Formaldehyd ist eine gasförmige, organische Verbindung, die
in der Natur u. a. bei der unvollständigen Verbrennung von
kohlenstoffhaltigem Material entstehen kann. Es zählt trotz
umfangreicher Reglementierungen immer noch zu den bedeutsamen
Innenraumschadstoffen und wird in Innenräumen bis hin zu
Konzentrationen im Bereich der maximalen Arbeitsplatzkonzentration
in Höhe von 0,5 ppm nachgewiesen. Formaldehyd zählt
daher zu den Innenraumverunreinigungen, die in einem vergleichsweise
geringen "Sicherheitsabstand" zu bestehenden Arbeitsplatzgrenzwerten
in Innenräumen auftreten.
Während die Überschreitung des Grenzwertes nach Chemikalienverbotsverordnung
für Holzwerkstoffe bei Spanplatten derzeit kaum mehr zu beobachten
ist, wird vor allem bei Leim- und Sperrhölzern, verleimten
Parkettdielen, OSB-Platten und Laminatböden sowie Holzwerkstoffen,
die mit säurehärtenden Lacken behandelt wurden, der
Grenzwert für das Verbot des Inverkehrbringens, bestimmt
nach EN 717/2 für beschichtete Holzwerkstoffe und Leimhölzer,
erreicht oder überschritten. Obwohl es in der Diskussion
über Holzwerkstoffplatten immer wieder auftaucht, treten
in Massivhölzern keine relevanten Formaldehydkonzentrationen
auf.48 Nach wie vor ein Problem ist Formaldehyd in Fertighäusern,
insbesondere der 60er, 70er und frühen 80er Jahre.49 Neben
quellspezifischen Größen wie die Quellstärke besitzen
die raumklimatischen Parameter Luftwechsel, Raumtemperatur, Quellentemperatur,
rel. Luftfeuchte und Anströmgeschwindigkeit der Luft an potentielle
Quellen einen maßgeblichen Einfluss auf die sich im Innenraum
einstellende Ausgleichkonzentration. Die sich einstellenden Raumluftkonzentrationen
sind neben der Quellstärke und Raumbeladung auch abhängig
von raumklimatischen Bedingungen wie Luftwechsel, Luftfeuchte
und Raumtemperatur.
Das Problem Formaldehyd-haltiger Werkstoffe das Formaldehyd Bestandteil
der eingesetzten Harze und Kunststoffe ist. Diese Harze werden
vor allem bei Zutritt von Feuchtigkeit (Luftfeuchtigkeit) zersetzt
und Formaldehyd wird freigesetzt, solange das jeweilige Kunstharz
noch vorhanden ist.
Die Aufnahme von Formaldehyd erfolgt überwiegend über
die Atmung. Es wird im Atemtrakt vollständig aufgenommen.
Die Ausscheidung erfolgt teilweise nach Metabolisierung zu Ameisensäure
über den Urin, teilweise als Kohlendioxid über die Lunge.
Bei langandauernder Formaldehyd-Exposition können sich folgende
Symptome zeigen: Husten, Kopf- und Ohrenschmerzen, Nasen- und
Halsentzündungen. Dazu sind allgemeine Zeichen des Unwohlseins
wie Atem- und Kreislaufbeschwerden, Schwindelgefühl, Übelkeit
bis hin zu Erbrechen, Schlaflosigkeit, Nervosität, Depressionen,
Stressanfälligkeit, Störungen des Erinnerungsvermögens
sowie allergische Erkrankungen (auch Asthma) möglich. Chronische
Belastung mit ständiger Reizung der Atmungsorgane lässt
die Schleimhäute anfällig werden gegenüber Pollen,
Schimmelpilzen und anderen Umweltgiften. Dies führt wiederum
zu weiteren allergischen Reaktionen. Als Folge chronischer Einwirkung
sind auch Nieren-, Leber- und Lungenschäden möglich.
Bei Personen mit einem gestörten Formaldehydstoffwechsel
wurden Störungen des zentralen Nervensystems beobachtet:
Konzentrationsstörungen, Wortfindungsstörungen, Übelkeit,
Unruhe (häufig mit Diarrhöe), auch Erbrechen. Diese
Symptome werden oft als psychosomatische Beschwerden gedeutet.
Quellenangabe
(Hintikka 1987; Hendry und Cole 1993; Johanning, Morey, Goldberg
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